Anfang August 2012
Blümchen verändert sich,
noch immer ist sie "klein" und aus Hundemuttersicht ein Baby, aber so
ganz stimmt es nicht mehr. Mir will scheinen, sie wird immer mehr zu
einem kleinen Mädchen, das, tatsächlich, "zur Strafe" auf den Schoß
muss, wenn sie Blödsinn macht. Zumindest droht mein Mann ihr fast
täglich damit...
Will sagen, sie hat uns
schon ganz gut im Griff. Noch immer bin ich der Rudelführer, und ihr
Umgang mit mir ist weniger leidenschaftlich und auch ein wenig
respektvoller als mit ihrem "Papa", aber ich bin froh, dass es so ist,
wie es ist. Hundeeltern, wie aus dem Lehrbuch, waren wir ja nie, und
unsere Sicht auf unser Rudel ist mehr auf Augenhöhe, als von oben herab.
Das heißt nicht, dass
Blümchen nicht erzogen wird, die meisten Grundkommandos beherrscht sie
bereits ordentlich. Heißt auch nicht, dass sie permanent machen kann,
was sie möchte, denn natürlich lebt sie (und wir) besser und auch
freier, wenn sie uns gehorcht.
Allerdings haben wir
festgestellt, dass man sie zu nichts "zwingen" kann. Sehr viel Geduld und
Überredung, Belohnungen, selten ein Bonbon, meistens überlautes "feiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiines
Blümchen" machen den Großteil ihrer Erziehung aus. Ihr Sozialverhalten
ist -von alleine- ganz großes Kino, sie ist mit jedem Hund verträglich,
liebt alle Menschen, Kinder besonders, und versucht jeden Tag ein
bisschen mehr, mit den Katzen Freundschaft zu schließen. Ein kleines Übel
ist nur ihre Eifersucht, die manchmal aufflammt, wenn sie von Oskar, dem
Kater, provoziert wird. Aber ich bin sicher, das schleift sich noch ab.
Über die Fütterung gebe ich
ihr jeden Tag zu verstehen, dass die Katzen im Rudel über ihr stehen
(sicher ist sicher), verteile aber die Streicheleinheiten so gerecht, wie
möglich.
Es gibt einen netten jungen
Mann in unserer Nachbarschaft, der sich, als Blümchens bester
Freund, die Freiheit genommen hat, unser
Blümchen bereits vor Monaten auf "kleines Luder", oder auch
"Deichluder" zu taufen.
Mag es Hinweise
darauf gegeben haben, die ein mütterliches Herz nicht wirklich wahrhaben
wollte, so steht doch mittlerweile außer Frage, das aus unserem
Schrubber wirklich ein kleines Luder geworden ist.
Mitte September zeigten sich die ersten
körperlichen Anzeichen dessen, was man schlicht Hitze nennt. Und mit
den Außentemperaturen hatte das wenig zu tun.
Allerdings wurde uns des Öfteren heiß und kalt,
wenn die Nachbarsjungen, sprich interessierte Rüden, zeitnah an die Türe
klopften. Klein Lolita war tendenziell nicht abgeneigt, sich auf ein
Schäferstündchen einzulassen, aber, brutal, wie wir nun mal sind, haben wir das
gründlich unterbunden.
Hundegroßeltern werden, ist keinesfalls das, was
wir wollen. Die Welt ist bereits voller Hunde, die kein Zuhause haben,
aktuell um fünf!! Millionen, und da müssen nicht noch acht weitere Seelen dazukommen. Außerdem wäre
eine Schwangerschaft im siebten Lebensmonat wesentlich zu früh.
Wir würden gerne auf jeden
Eingriff verzichten, aber in Anbetracht fünf intakter Rüden um uns
herum, die sich kalt lächelnd in Lebensgefahr begeben (in Sachen Straße
überqueren und Autoverkehr), werden wir wohl nicht darum herumkommen.
Sie wochenlang einzusperren und nur "weit entfernt" spazieren zu gehen,
löst das Problem auch nicht wirklich. Ein einziges Mal nicht 100%
aufgepasst... und schon wäre es passiert...
Ich habe verschiedene Universitäten und Tierärzte
angeschrieben, ob und wann und wie zu einer Kastration geraten wird,
aber keine der Antworten war wirklich hilfreich. Zum einen widersprechen sich die Ratschläge, die
ich bekam, zum anderen wurde meine wesentliche Frage nicht beantwortet:
Inwieweit ist die Zunahme anderer Krebsarten
(abgesehen von Gebärmutter und Gesäugeleiste) auch in Deutschland
erforscht?
Was ein amerikanischer Professor der Rutgers Uni
zur Forschung von Laura Sanborn M.S. schreibt, können Interessierte
HIER nachlesen.
Dass eine Frühkastration keinesfalls für uns in
Frage kommt, ergibt sich aus
Paulchens Geschichte
und aus der Tatsache, dass ein derartiger Eingriff in den
Hormonhaushalt eines Tieres, das sich noch im Wachstum befindet, nicht
zu verantworten ist. Mögen viele Tierärzte anderer Meinung sein und von
der Minimierung der Gebärmutterkrebsraten sprechen, ändert das nichts an
den Tatsachen, dass die Nachteile die Vorteile bei weitem überwiegen,
nur wird darüber höchst selten gesprochen.
Dr. med. vet.
Edgar Frhr. v. Cramm , Dr. Gabriele
Niepel, Dr. Dirk Schrader,
PD Dr. Iris M.
Reichler...es gibt durchaus, wenngleich wenige, engagierte Tierärzte,
deren Wissen und Meinung mehr als nur lesenswert sind.
Auszüge:
Bei den Hündinnen wurde
festgestellt:
Die Wahrscheinlichkeit für
Knochenkrebs steigt um den Faktor 3.1, wenn vor dem Ende des ersten
Lebensjahres kastriert wird
erhöht die Gefahr an Milzkrebs um den Faktor 2,2
verdreifacht das Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion
Fettleibigkeitsrisiko erhöht sich um einen Faktor von 1,6-2
zwischen 4 und 20% aller kastrierten Hündinnen leiden danach an Inkontinenz
erhöht das Risiko von einer nach innen Wölbung der Vulva, dadurch erhöhte
Infektionsgefahr
verdoppelt die Gefahr an Blasenkrebs zu erkranken
verringert aber auch
deutlich die Gefahr von Mammatumoren, sofern vor dem Ende von 30
Monaten kastriert wird (Sanborn)
..die amerikanische
Veröffentlich kommt (in etwa) zu dem Schluss, dass Frühkastrationen
großteils wesentlich mehr Schaden als Nutzen bringen, von Kastrationen
-selbst erwachsener- Rüden (außer med. bedingt) abzusehen ist, die
Kastration von erwachsenen Hündinnen -vor dem 30sten Monat- das
Mammatumorrisiko zwar deutlich senkt, die Risiken für Milztumore,
Schilddrüsenunterfunktion, Fettleibigkeit und Inkontinenz aber deutlich
steigen..
ebenfalls wichtig:
-aus der Bielefelder
Kastrationsstudie von Dr. Gabriele Niepel in Sachen Mammatumore-:
Bei unkastrierten Hündinnen erkranken zwischen 1,98 und 2,8 (maximal 18,6)
von 1.000 Hündinnen (je nach Alter und Rasse), das entspricht einem
Prozentanteil von 0,2 bis maximal 1,8%.
Frühkastrierte Hündinnen haben demgegenüber ein Risiko von 0,0093%, nach der
ersten Läufigkeit kastrierte Hündinnen tragen ein Risiko von 0,1488%.
.... Ebenfalls negativ wirkt
sich eine Kastration auf die Inzidenz von Herztumoren aus. Das Risiko
der Hündin steigt durch die Kastration um das 4-fache an, beim Rüden um
das 1,6-fache. Auch scheinen Hämangiosarkome der Milz bei kastrierten
Hunden häufiger aufzutreten. Das gilt auch für das Osteosarkom. Dieser
Tumor tritt bei kastrierten Hunden doppelt so häufig auf wie bei
intakten. Hier scheint aber das Risiko auch mit dem Zeitpunkt der
Kastration zusammen zu hängen. Je jünger die Tiere, desto größer das
Risiko. Generell gibt Kollegin Reichler aber zu bedenken, dass die
höhere Lebenserwartung kastrierter Hunde und Katzen auch eine höhere
Tumorinzidenz zur Folge haben könnte....(Reichler)
...Aus medizinischer Sicht ist die "Kastration" der Hunde
und Katzen (strenge Maßstäbe angelegt) überhaupt nicht zu verantworten:
Die, ihrer Keimdrüsen beraubten Tiere nehmen erheblich an
Gewicht zu. Irgendwann funktioniert ihre Schilddrüse nicht mehr so richtig,
Gelenks- und Wirbelsäulen-erkrankungen und andere Leiden treten in
Erscheinung.
Tierklinik-HH-Rahlstedt
...Können zu Entkalkungen (Osteoporose)
im Alter führen (war bei uns vor 8-5 Jahren Mode, jetzt haben wir die
Demineralisierungs-Probleme bei diesen Hündinnen). Hormonelle Dysbalance/
Haarausfall/ Teddyfell: sind ein Zeichen dafür, dass das Zusammenspiel der
Hormon produzierenden Drüsen massiv gestört ist, was in der Folge meist zu
Insuffizienzen diverser Drüsen, v.a. der Schilddrüse, führt." Dr. med. vet.
Edgar Frhr. v. Cramm
Mein Fazit:
Wenn irgend möglich keine
Frühkastration bei Rüden + Hündinnen, keine Kastration von Rüden
(Alternative: Samenstrangdurchtrennung),
Kastration von Hündinnen nur
bei ausgewachsenen Tieren zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit.
Dem Herrgott ist ja nicht ins Handwerk zu
pfuschen, und Garantien gibt es so oder so nicht. Wir können nur hoffen,
dass unsere Entscheidung für das Blümchen die richtige ist, und sie, in
jeder Hinsicht, gesund bleibt.
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